Interview: Was ist ein seriöser Züchter und wie finde ich ihn?

Der Wunsch nach einem Hund ist groß, doch der Weg dorthin will gut überlegt sein – vor allem, wenn es um die Wahl des richtigen Züchters geht. Aber was ist ein seriöser Züchter, woran erkennst Du ihn, und welche Fragen solltest Du unbedingt stellen? In unserem Interview spreche ich mit einer erfahrenen Australian Shepherd-Züchterin, die uns wertvolle Einblicke gibt. Ob Du gerade erst überlegst, einen Welpen in Dein Leben zu holen, oder schon konkrete Pläne hast – hier erfährst Du, worauf es wirklich ankommt, um einen gesunden und glücklichen Hundekumpel zu finden.


Saskia Liebig: Vielen Dank, dass Du Dir Zeit für das Interview nimmst! Stell Dich doch kurz vor – wie bist Du zur Zucht gekommen?

Lara Ochmann: Sehr gerne, schließlich ist das ein wichtiges Thema! Mein Name ist Lara Ochmann, ich bin 35 Jahre alt und züchte die wundervolle Rasse Australian Shepherds in Rösrath, nahe Köln.

Schon seit meiner Kindheit hatte ich den großen Wunsch, einen Australian Shepherd zu haben, doch aus familiären Gründen konnte ich mir diesen Traum erst 2019 erfüllen. Die Suche nach meinem ersten Hund war lang und mühsam, denn ich wollte eine Zucht finden, die meinen Vorstellungen entsprach und verantwortungsvoll mit dieser besonderen Rasse umgeht.

Mit meiner ersten Australian Shepherd-Hündin begann ich, mich intensiv mit der Geschichte und den Eigenschaften dieser Rasse zu beschäftigen. Dabei wurde mir bewusst, wie sehr der Australian Shepherd in den letzten Jahren zum Modehund geworden ist. Leider hat das oft dazu geführt, dass er zunehmend vom ursprünglichen Rassetyp weg gezüchtet wurde. Viele Menschen möchten einen Hund, der gut aussieht – und mit seinem gefleckten Fell erfüllt der Aussie diesen Wunsch zweifellos. Doch sie vergessen, dass diese Hunde ursprünglich für die Arbeit gezüchtet wurden. Ein echter Australian Shepherd bringt bei schlechter Erziehung Eigenschaften mit, die nicht immer in jedes Familienleben passen, wie das unerwünschte Hüten von Kindern oder das Bellen bei Besuch. Viele wünschen sich einen pflegeleichten Familienhund, der „nur schön“ ist, ohne die Anforderungen eines Arbeitshundes zu berücksichtigen.

Für mich ist der Australian Shepherd so besonders, weil er ein unermüdlicher, intelligenter Arbeiter ist, der alles für seine Menschen tun möchte. Doch das bedeutet nicht, dass man ihn täglich stundenlang auslasten muss – ein weit verbreiteter Irrglaube. Vielmehr geht es darum, ihn geistig zu fordern und ihn als Teil der Familie sinnvoll einzubinden. Leider führt die zunehmende Beliebtheit des „Mode-Aussies“ die Zucht in eine völlig falsche Richtung.

Meine Liebe zu diesen Hunden und mein Wunsch, den ursprünglichen Australian Shepherd zu bewahren, haben mich dazu gebracht, selbst zu züchten. Mein Ziel ist es, den ursprünglichen Typ dieser Rasse zu erhalten – mit all seinen faszinierenden Eigenschaften, die ihn zu einem einzigartigen Arbeitshund machen.

Saskia: Warum hast Du Dich für Mini American und Australian Shepherds entschieden?

Lara: Diese Frage lässt sich sehr leicht beantworten. Der Mini ist der selbe Typ Hund, nur eben kleiner – Er nimmt nicht so viel Raum ein wie der Standard Aussie. Für viele Leute ist die Größe des Hundes ein Kriterium und im Agility Sport sind die Kleinen – durch ihre Wenigkeit – beliebter. Für meinen persönlichen Alltag mit drei Kindern ist die Mischung aus Standard und Mini einfach angenehmer.

Saskia: Danke, jetzt haben wir einen guten Überblick, was Du machst. Kommen wir zu dem Thema, wie man einen verantwortungsvollen Züchter auswählt. Was macht für Dich ein seriöser Züchter aus?

Lara: Zuerst einmal sollte man sich die Zeit nehmen den Züchter kennenzulernen. Am besten schon bevor überhaupt Welpen geboren sind, denn sonst sieht man nur rosarot. Die Zuchtstätte anschauen und natürlich auch die Zuchttiere – Die Hündinnen und wenn vor Ort auch die Deckrüden – dies gibt selbst einem Laien einen guten Überblick. Man sollte sich nicht davor scheuen die Unterlagen einsehen zu wollen. Die Gesundheitsauswertungen der Hunde, den Nachweis über die Mitgliedschaft eines Zuchtverbandes und auch evtl. Zertifikate der Weiterbildung des Züchters. Gemeinsames spazieren gehen, um die Hunde besser kennenzulernen kann auch sehr helfen sich für den richtigen Züchter zu entscheiden.

Saskia: Welche Fragen sollte ein Käufer einem Züchter stellen?

Lara: Meine Fragen wären:

  1. Mit welchem Alter gehen die Hunde in die Zucht?
  2. Wie viele Würfe bekommt eine Hündin in ihrem Leben?
  3. Wie lange hat eine Hündin Pause zwischen ihren Würfen?

Ich würde nach dem Charakter und der Gesundheit der Zuchttiere fragen, denn viele Charaktereigenschaften und Krankheiten werden vererbt. Wie werden die Welpen aufgezogen? Leben sie im Haus oder sogar im Garten? Was lernen Sie vor Auszug alles kennen?

Viele Käufer fragen die meisten aufgezählten Fragen nicht, weil sie sich nur die Optik der Hunde anschauen. Das ist sehr schade, weil die Antworten viel über die Zuchtstätte und über den Antrieb der Züchter verrät – Ob man mit Herzblut dabei ist oder ob es nur ums Geld verdienen geht.

Saskia: Welche Anzeichen deuten darauf hin, dass ein Züchter nicht seriös ist?

Lara: In meinen Augen sollte eine Hündin nicht als Gebärmaschine Missbrauch werden. Wenn sie einen Wurf nach dem anderen bekommen muss, spricht das nicht für Tierliebe und hat nichts damit zu tun, im Sinne der Rasse zu züchten. Das ist für mich kein seriöser Züchter. Eine angemessene Pause damit der Körper sich regenerieren kann ist für mich selbstverständlich. Genauso wie zu viele Würfe auf einmal zu haben. Ein Aussie hat im Schnitt 6 – 8 Welpen pro Wurf….Wie soll man da bei mehreren Würfen gleichzeitig genügend Zeit für jeden einzelnen Welpen haben, um ihn auf das Leben vorzubereiten?

Bei Zwergrassen sehe ich das nochmal anders, die bekommen im Schnitt 2 bis 4 Welpen, da kann man schonmal einen Doppelwurf haben.

Wenn eine Zuchtstätte mehrere Rassen züchtet, würde ich mir auch ganz genau anschauen, ob sie Ahnung von den jeweiligen Rassen hat oder ob es hier nur darum geht, auf Kosten der Gesundheit der Welpen Geld zu verdienen. Zu viele Hunde im Haushalt spricht für zu wenig Auslastung eines jeden Einzelnen. Mögen manche Züchter hinbekommen aber auch hier sollte man ganz genau hinschauen.

Saskia: Vor dem Welpen-Kauf sollte ich mich also gut vorbereiten. Was sollten Käufer vor dem Kauf eines Welpen bedenken?

Lara: Ein Welpe braucht viel Zeit, Geld und Erziehung. Man sollte darüber nachdenken, ob man die Verantwortung für ein Lebewesen tragen möchte, das, wenn alles gut läuft 15 Jahre lang an deren Seite lebt. Der Alltag wird ein anderer sein, der Urlaubsort und die Unterkunft muss gut durchdacht werden. Gerade in der Anfangszeit könnten Möbel und auch Kleinigkeiten wie Schuhe oder Kinderspielzeug den spitzen Zähnen zum Opfer fallen und was man wirklich nicht außer Acht lassen darf, ist die finanzielle Seite. Ein Hund kostet wahnsinnig viel Geld. Nicht nur die Anschaffung und der Sammelwahn von schicken Halsbändern, sondern auch Futter und vor allem Tierarztkosten werden immer teurer. Eine einfache Magen Darm Erkrankung könnte Hunderte von Euros kosten. Dies sollte einem vor der Anschaffung bewusst sein.

Und um bei diesem Thema nochmal speziell auf den Aussie einzugehen – man sollte wissen, dass ein Australian Shepherd gerade anfangs nicht überfordert werden sollte. Es ist ein Irrglaube, dass Aussies eine durchgehende Rundumbeschäftigung brauchen. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Je mehr man mit seinem Welpen anfangs macht, desto mehr verlangt er im Alter und desto Ruheloser wird er. Erziehung ist wichtig, vom ersten Tag an aber die Extras, wie Tricksen oder Hundesport sollten erst später und in Maßen beigebracht werden.

Saskia: Wie läuft der Prozess Vom ersten Kontakt bis zur Abholung des Welpen bei Dir ab?

Lara: Der erste Kontakt erfolgt meist per E-Mail oder per Nachricht über Instagram. Dabei ist mir eine nette Vorstellung sehr wichtig. Steht in der Nachricht nur so etwas, wie: ,,Was soll der Hund kosten?“ Bekommt die Person keine Antwort von mir. Wenn sich jemand nett vorstellt und mir etwas über sich und die Lebensumstände erzählt, dann verabreden wir uns im nächsten Schritt für ein Telefonat. Dabei werden beidseitig einige Fragen geklärt und wenn die Sympathie stimmt und die Antworten für beide Parteien positiv ausfallen, lade ich die Person/ Familie zu einem Spaziergang oder einem Treffen bei mir zuhause ein. Die Wahl überlasse ich den Interessenten. Ich bin auch gerne für weitere Treffen offen, dies ist aber kein Muss.

Wenn alles passt, wird der Interessent in unsere WhatsApp Gruppe aufgenommen, um über die Geburt und Entwicklung der Welpen auf dem laufenden zu bleiben. Ich finde den Kontakt nach der Abholung der Welpen in der WhatsApp Gruppe sehr schön, weil sich die Welpen Käufer untereinander austauschen können. Man freut sich zusammen über Erfolge oder fiebert auf Prüfungen hin und so kann ich an der weiteren Entwicklung der Hunde teilhaben. Der Kontakt, ob in der Gruppe oder privat ist mir sehr wichtig, weil mir jeder einzelne Welpe sehr ans Herz wächst. Genauso wie ein Nachzuchttreffen ein Mal im Jahr. Wenn jemand nach dem Kauf kein Interesse an weiteren Kontakt hat, bitte ich diese Person / Familie sich nach einem anderen Züchter umzusehen.

Saskia: Welche Rolle spielen Besuche vorab?

Lara: Besucht werden dürfen die Welpen ab der vierten Woche. Dann auch gerne wöchentlich. Man merkt sehr schnell zwischen welchen Menschen und Welpen die Sympathie stimmt. Das ist der erste und auch wichtige Schritt, den man ohne persönliches Kennenlernen nicht herausfinden würde. Die Besuche werden in meinen Augen aber erst dann wirklich interessant, wenn feststeht welcher Welpe in welchen Haushalt zieht (mit ca. 6 Wochen). Dann kann man anfangen eine richtige Bindung aufzubauen und auch gerne bei den Unternehmungen für die Sozialisierung der Welpen dabei sein.

Die Besuche sind für beide Seiten schön und man kann sehen welcher Hund aufgeschlossen oder eher zurückhaltend ist, aber man darf nicht vergessen, dass es Momentaufnahmen sind und das Verhalten der Kleinen Tagesformabhängig ist – ob sie hungrig, müde oder gerade in Spiellaune sind macht viel aus. Deswegen ist es im Vorfeld auch sehr wichtig zu klären, wie viel Erfahrung vorhanden ist, was genau der Interessent für einen Hund sucht und in welchen Alltag der Welpe zieht. Nach diesen Angaben wird ausgesucht, welcher Welpe am Ende der Richtige ist.

Saskia: Toll, da hast Du Dir wirklich eine familiäre Zucht aufgebaut! Was ist, wenn ich nach dem Welpen-Kauf noch Fragen habe?

Lara: Ich stehe meinen Welpenkäufern jederzeit mit Rat und Tat zur Seite und gebe mein Bestes Fragen zu beantworten und zu helfen. Gerade am Anfang sind sich viele Unsicher, wie lange man spazieren gehen darf, wie man den Kontakt zu Fremdhunden angehen soll oder wann und wie man mit dem alleine bleiben anfängt. Ich gehe auch gerne mit meinen Welpenkäufern spazieren, dabei kann man viele Fragen und Zweifel aus dem Weg räumen, einiges zeigen und anhand von Beispielen erklären.

Saskia: Gibt es auch etwas, das Du von den Käufern Deiner Welpen erwartest?

Lara: Ich erwarte, dass der Hund gut behandelt und entsprechend des Alters gefordert und gefördert wird. Wie schon beschrieben ist der [mini] Aussie ein Arbeitshund und braucht eine entsprechende Auslastung um glücklich zu sein. Ob im Hundesportverein oder privat ist zweitrangig. Genauso erwarte ich zu erfahren, wenn ein Hund aus meiner Zucht schwer erkrankt oder stirbt. Ehrlichkeit ist mir wichtig. Ich gebe den Käufern bei der Abholung des Welpen ein Stück meines Herzens mit und somit einen Vertrauensvorschuss, denn schließlich kann man den Menschen nur vor den Kopf gucken.

Saskia: Hast Du noch einen letzten Ratschlag an Welpen-Interessenten?

Lara: Viel Geduld und Konsequenz. Genießt die gemeinsame Zeit und haltet so viele Eindrücke fest, wie ihr nur könnt. Dabei kann euch Saskia wohl am besten helfen, und ich kann ihre Arbeit wirklich von Herzen empfehlen. Die Welpenzeit geht so schnell vorbei – schneller, als man denkt – und man ärgert sich im Nachhinein oft, keine Erinnerungen in Form von Bildern oder Videos in der Hand zu haben.

Ein Fotoshooting mit Saskia ist die perfekte Möglichkeit, diese kostbaren Momente für immer einzufangen. Die ersten Wochen und Monate sind geprägt von besonderen Augenblicken: die ersten neugierigen Erkundungstouren, das unbeholfene Spielen, das tapsige Umfallen – all das macht die Welpenzeit so einzigartig. Doch diese Zeit vergeht im Flug. Dein kleiner Vierbeiner wird bald groß und stark sein, und die typischen Eigenschaften eines Welpen gehören dann der Vergangenheit an.

Nutze die Chance, bevor Dein Welpe groß ist, und lasse diese einmaligen Erinnerungen professionell festhalten – es ist eine Investition, die Du niemals bereuen wirst!

Saskia: Super! Wo können sich Interessierte über Dich und Deine Zucht informieren?

Lara: Alle Infos findet ihr auf meiner Homepage: www.tellyourstoryaussies.com. Danke Saskia!

Saskia: Vielen Dank für Deine Zeit und die wertvollen Einblicke! Ich bin sicher, dass Deine Tipps vielen Menschen helfen werden, den richtigen Züchter zu finden und sich optimal vorzubereiten.


Der Kauf eines Welpen ist ein großer Schritt und erfordert sorgfältige Überlegung – schließlich soll der neue Vierbeiner ein glückliches und gesundes Leben an Deiner Seite führen. Mit den wertvollen Tipps von Lara hast Du jetzt eine solide Grundlage, um den richtigen Züchter zu finden und bestens vorbereitet in dieses Abenteuer zu starten. Denk immer daran: Ein seriöser Züchter legt den Grundstein für eine harmonische Beziehung zwischen Dir und Deinem neuen Familienmitglied.

Seriöser Züchter

Hunde Blog
Hi, ich bin Saskia!

Ich bin Hundefotografin und 2-fach Hundemama von meinen beiden Australian Shepherd Hündinnen Maya und Polly.

Meine Leidenschaft sind Fotos und Videos von Mensch-Hund-Teams, die eine innige Bindung haben.

Im Blog teile ich spannende Tipps, inspirierende Geschichten und Einblicke in meine Arbeit. Erfahrt, wie ihr die Bindung zu eurem Hund noch intensiver gestalten könnt und welche Möglichkeiten es gibt, diese Verbindung in hochwertigen Bildern und Produkten zu verewigen.

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