Vom Neuanfang zur tiefen Bindung: Ein Leben mit Second-Hand-Hunden

Second-Hand-Hund – ein Begriff, den viele vielleicht noch nicht kennen. Doch hinter ihm verbergen sich unglaubliche Geschichten von Neubeginn, Vertrauen und tiefer Bindung zwischen Mensch und Hund.

In diesem Interview spreche ich mit Alexandra, die ich bei einem Fotoshooting im Sommer 2024 kennen gelernt habe. Sie hat mit ihren beiden Hunden, Pia und Josie, gleich zweimal die Entscheidung getroffen, einem Hund aus zweiter Hand ein liebevolles Zuhause zu schenken.

In dem Interview erzählt Alex von Herausforderungen, emotionalen Momenten und den wunderbaren Erfahrungen, die sie mit ihren Hunden gemacht hat. Ihre Geschichte gibt wertvolle Einblicke in das Leben mit Second-Hand-Hunden und zeigt, wie bereichernd dieser Weg sein kann.


Saskia Liebig: Danke, dass du dir heute Zeit nimmst, um mit mir über das Thema Second-Hand-Hund zu sprechen. Stelle dich doch kurz vor – wie haben wir uns kennengelernt?

Alexandra: Mein Name ist Alexandra, ich bin 34 Jahre jung und wohne mit meinen beiden Hunden Josie und Pia im wunderschönen Bergischen Land.

Wir beide haben uns tatsächlich über dein Gewinnspiel bei Instagram kennengelernt. Ich habe im Juli letzten Jahres das Gewinnspiel für den Monat August gewonnen. Mitte August haben wir uns dann beim Fotoshooting in der Wahner Heide das erste Mal persönlich getroffen.

Zu mir gehören Pia, eine Appenzeller Sennhündin, sie wird dieses Jahr schon acht Jahre alt und gehört seit November 2017 zur Familie. Schon länger habe ich über einen Zweithund nachgedacht und so kam Josie, eine zweijährige Border Collie Hündin im Juni 2024 zu uns.

Saskia: Danke, jetzt haben wir einen besseren Einblick, wer du bist. Das Thema Second-Hand-Hund ist für viele unbekannt. Was bedeutet der Begriff „Second-Hand-Hund“ für dich?

Alex: Wie der Name es schon sagt, habe ich beide Hunde „aus zweiter Hand“. Second Hand Dog´s sind für mich Hunde, die schon ein „für immer Zuhause“ hatten. Eigentlich. Zumindest sollte es bei meinen beiden so sein.

Saskia: Erzähle uns doch gerne etwas über deine Hunde. Wie bist du zu ihnen gekommen und wie waren sie, als du sie adoptiert hast?

Alex: Als ich damals mit meinem Mann nach einem Hund gesucht habe, haben wir zuerst verschiedene Tierheime besucht. Wir wollten auf jeden Fall einen Hund, den man besser kennt und schon einzuschätzen weiß. Das war für uns besonders wichtig, da wir noch Katzen und damals noch Laufenten hatten. Zudem war für mich klar den Hund auch zukünftig mit zum Pferd nehmen zu können. Das waren unsere Voraussetzungskriterien.

Tatsächlich mussten wir feststellen, dass es nicht so einfach war einen Hund aus dem Tierheim zu adoptieren. Wir haben nur Absagen erhalten, aus diversen Gründen.

Kurzerhand habe ich mich dazu entschlossen das Internet zu durchsuchen und da sind wir auf Pia gestoßen. Pia musste aufgrund eines Todesfalls abgegeben werden. Hätte sich niemand zeitnah gefunden, wäre sie auch im Tierheim gelandet. Sie ist auf einem Bauernhof groß geworden, ich würde es mal als sehr rustikale Haltung eines Hundes bezeichnen.

Später einen weiteren Hund zu adoptieren war nun noch schwerer. Pia musste das neue Familienmitglied „mit aussuchen“, wenn sie uns nicht das Go gibt, dann geht es leider nicht. Josie war unser zweiter Versuch, sie war auch ein Notfall aus dem Internet. Überforderung und mangelnde Zeit für den Hund waren hier der Abgabegrund.

Saskia: Gab es oder gibt es noch heute Herausforderungen oder emotional schwierige Momente?

Alex: Ja, die gab und gibt es noch tatsächlich. Ich hatte zu Beginn ein schlechtes Gewissen Pia gegenüber. Ich hatte wirklich Sorge, dass sie sich nicht mehr so „geliebt fühlt“ wie vorher als Einzelhund. Aber ich muss jetzt nach zehn Monaten sagen, dass ich diese Sorge gar nicht mehr habe.

Für die Eingewöhnungszeit haben wir uns ähnlich wie bei einem Welpen Urlaub genommen und viel Homeoffice geplant. Wir haben beide Hunde separiert, wenn wir nicht zu Hause waren. Ich fand die Zeit unter den Hunden aber sehr gut. Beide haben sich von Anfang gut verstanden, haben viel miteinander gespielt und es gab tatsächlich nur eine Rauferei wegen eines Spielzeugs. Man hätte es sich nicht besser vorstellen können.

Anders hingegen sah es mit der Mensch – Hund – Beziehung aus. Wir hatten und haben noch sehr viele Herausforderungen. Josie konnte und durfte leider nicht viel in ihrem bisherigem Leben kennenlernen. Ich erinnere mich an die ersten Wochen als sie noch mit dem Garten überfordert war, sie konnte ihn noch nicht mal erkunden, ist immer schnell ins Haus gelaufen und hat sich, um sich selber zu beschäftigen, vor eine Wand gelegt und Schatten gehütet. Um es spannender zu gestalten hat sie mit ihrer Rute gewedelt und den Schatten dann fixiert. Das war für mich persönlich der schlimmste Anblick. Sie war mit allen Situationen überfordert: Besuch, Wind, Lichtreflexe, Spazieren gehen, Wasser, Autos… ich könnte noch eine Menge aufzählen. Das schlimmste für mich war tatsächlich die mangelnde Orientierung am Menschen, meine dadurch 100 prozentige Aufmerksamkeit für Josie und Pia lief zu der Zeit „neben bei“. Ich habe mich total schlecht gefühlt.

Aber ich habe mich in dieser schweren Zeit auch an Pias Anfangszeit erinnert und auch da war nicht immer als leicht und einfach. Besonderes viele Nerven haben uns am Anfang Stallbesuche und die ersten Ausritte bereitet. Aber dafür hat sie sich heute zu einem wundervollen und zuverlässigem Reitbegleithund entwickelt. Hundebegegnungen und territoriales Verhalten waren auch lange ein großes Thema, welches mich oft verzweifeln ließ.

Das schöne ist aber, dass alles was man in den Hund investiert, Früchte trägt. Pia ist für mich der zuverlässigste Hund, mit einer absoluten Ruhe, selbst jetzt in schwierigen Situationen. Ich hätte mir keinen besseren Ersthund vorstellen können. Für mich ist sie mein Seelenhund und absolut perfekt. Aber das wird zurecht jeder über seinen Hund sagen.

Josie ist gerade in mitten ihrer Entwicklung und ich merke von Tag zu Tag immer mehr wie sie sich verändert. Ich glaube, dass sie noch viel Zeit braucht, aber viele Situationen sind entspannter geworden. Der Alltag ist einfacher, sie „fragt“ öfters nach, sie wirkt viel resistenter und nicht mehr so stressanfällig. Sie fängt an wie ein normaler Hund die Umgebung zu erkunden und nicht mehr kopflos in die Leine reinzuspringen, um einfach nur starr geradeaus zu gehen. Und sie ist zuhause immer bei mir und sucht den Kontakt, das ist besonders schön.

Ich habe schon von der Sorge erzählt, dass Pia sich vernachlässigt oder vergessen fühlen könnte. Aber dem muss ich ganz klar widersprechen. Diese Sorge war absolut unbegründet und ich empfinde unsere Beziehung zueinander intensiver als je zuvor. Wir haben durch Josie viele neue Herausforderungen, aber auch Hobbies, wie z.B. Canicross entdeckt: Pia ist zwar „nur“ mein Ghostrunner aber sie läuft so zuverlässig mit und macht es toll. Pia und ich haben eine einmalige tiefe Beziehung, ich spüre aber von Tag zu Tag, dass die Beziehung zu Josie sich ebenfalls in diese Richtung entwickelt – auf ihre eigene einmalige Art und Weise.

Saskia: Nach deiner Erfahrung mit Pia hast du dich entschieden, auch beim nächsten Hund wieder einen Second-Hand-Hund aufzunehmen. Wie kam es dazu?

Alex: Ganz ehrlich, eigentlich wollte ich für Pia keinen weiteren Second Hand Hund. Ich wollte nochmal einen Appenzeller – aber dann einen Welpen. Ich hatte wirklich Sorge, dass es schwierig werden könnte nochmal einen Second Hand Hund zu übernehmen. Aber ich musste ehrlich zu mir selber sein, ein Welpe braucht noch mehr Zeit und Aufwand. Hinzu wäre noch der Altersunterschied zwischen Pia und einem potenziellen Welpen gekommen, dieser wäre einfach zu groß. Naja und wenn ich ehrlich bin, es gibt genug Hunde, die dringend ein neues Zuhause suchen. Jedoch klappt es nicht beim ersten Mal, wir hatten vor zwei Jahren den Versuch mit einer Rumänischen Mischlingshündin gestartet, es war ok zwischen Pia und „Minnie“ – mehr aber leider auch nicht. Aus diesem Grund und noch weiteren haben wir uns damals gegen diese Hündin entschieden.

Saskia: Was schätzt du besonders an Second-Hand-Hunden?

Alex: Ich würde nicht sagen, dass ich irgendetwas an Second Hand Dogs mehr schätze als an anderen Hunden. Ich glaube, dass die Hunde es vielleicht sogar mehr zu schätzen wissen. Insbesondere wenn sie nicht aus optimalen oder artgerechten Bedingungen stammen.

Saskia: Gab es einen besonderen Moment, in dem Du wusstest: „Das war die richtige Entscheidung“?

Alex: Bei Pia hatte ich den Moment der richtigen Entscheidung tatsächlich schnell gespürt. Ich kann mich daran noch sehr gut erinnern. Ich habe sogar vor Freude und Dankbarkeit geweint. Ich habe sogar noch ein Bild davon.

Bei Josie kam er viel später, erst jetzt vor kurzem zu Beginn des Jahres. Für mich auch ein emotionaler Moment in dem ich spürte wir sind auf dem Weg ein Team zu werden und gehören zusammen.

Saskia: Hast du Tipps für Menschen, die mit dem Gedanken spielen, einen Second-Hand-Hund aufzunehmen?

Alex: Einen richtigen schlauen Tipp habe ich nicht, wichtig ist natürlich sein eigenes Anforderungsprofil zu überprüfen und priorisieren was mir besonders wichtig ist an „meinem zukünftigen Hund“. Was ich aber bei beiden Hunden gelernt habe: „weniger ist mehr“. In jeglicher Hinsicht. Eine Gewohnheit und ein sicheres Umfeld aufbauen, wenig vom Hund verlangen aber auch gleichzeitig Strukturen und Regeln einhalten. Die Hunde brauchen ihre Zeit um anzukommen und diese sollte man ihnen geben. So war es zumindest bei meinen beiden. Zudem sollte man jeden noch so kleinen Erfolg feiern.

Saskia: Wir haben uns bei unserem gemeinsamen Fotoshooting kennengelernt. Die Bindung zu Pia war für mich ein besonderes Erlebnis. Aber auch Josi hat toll mitgearbeitet. Ich habe bereits gemerkt, mit wie viel Geduld du an die Sache herangehst. Wie war das Shooting-Erlebnis für dich? Gab es Herausforderungen oder besondere Highlights?

Alex: Ich habe mich total darüber gefreut, dass ich das Shooting gewonnen habe. Jedoch hatte ich dir schon im Voraus geschrieben, dass ich kaum Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt habe und etwas unsicher bin. Vor allem aber, weil wir Josie erst zwei Monate bei uns hatten und ich wusste wie schnell ihr Stresspegel hochschießt.

Durch das Vorgespräch und deine Tipps habe ich mich gut vorbereitet gefühlt. Ich finde aber der wichtigste Part ist das Shooting selbst.

Ich habe mich einfach wohl und sicher gefühlt, ich fand es toll wie schön du die Situation mit Josie gemeistert hast. Du warst die Ruhe selbst, das tat gut. Überraschenderweise waren auch mal nur mein Mann und ich vor der Kamera, das hatten wir gar nicht geplant, aber ich muss sagen dabei sind die schönsten Bilder von uns entstanden.

Saskia: Welches Bild oder welcher Moment während des Shootings ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Alex: Ich habe mehrere Bilder, vier um genau zu sein, die mir besonders wichtig sind. Ich fand unser gemeinsames Bild im Sonnenuntergang wunderschön und die beiden Porträts von Josie und Pia. Du hast den Moment perfekt getroffen, vor allem Pia`s liebevollen und ehrlichen Blick. Das ist eine wunderschöne Erinnerung. Bei meinem Mann und mir hast du unser schönstes Foto geschossen.

Saskia: Wie fühlt es sich an, wenn du heute auf deine Entscheidung zurückblickst?

Alex: Es war bei beiden Hunden die absolut beste und richtige Entscheidung. Ich würde es nicht anders machen wollen. Und ja, ich würde nochmal einen Second Hand Dog aufnehmen, trotz der schwierigen Situationen und Herausforderung, die es gab und noch gibt.

Ich habe bei beiden Hunden nicht den Hund bekommen, den ich erwartet hätte, jeder hat ja seine Traumvorstellung von „seinem Hund“. Ich habe jedoch den Hund bekommen, der mich Fragen stellen ließ, mich lernen und wachsen ließ, wie ich es nie erwartet hätte, und dafür bin ich zu tiefst dankbar.

Saskia: Vielen Dank für deine Zeit und die wertvollen Einblicke! Ich bin sicher, dass deine Tipps vielen Menschen helfen werden, die sich gerade mit dem Thema „Second-Hand-Hund“ beschäftigen.

Alex: Ich danke dir für das Interview, es ist auch eine kleine Zeitreise: zurück in die Anfangszeit mit Pia und all den Dingen, die wir zusammen erlebt haben. Ebenso hat mich das Interview daran erinnert, wo ich mit Josie gestartet habe, welche Hürden wir gemeistert haben und wo wir jetzt stehen. Danke dafür.


Alexandras Geschichte zeigt eindrucksvoll, dass Second-Hand-Hunde nicht nur eine zweite Chance verdienen, sondern, dass auch ihre neuen Besitzer auf eine tiefgehende Reise mit ihnen gehen. Mit Geduld, Verständnis und einer großen Portion Liebe können aus unsicheren Anfängen wunderbare Verbindungen entstehen.

Ob Herausforderungen oder besondere Momente – jeder Schritt lohnt sich. Ihr Erfahrungsbericht inspiriert und ermutigt all jene, die sich mit dem Gedanken tragen, einem Hund aus zweiter Hand ein Zuhause zu geben. Vielleicht wartet auch auf dich irgendwo ein treuer Begleiter, der nur darauf hofft, endlich anzukommen.

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Hunde Blog
Hi, ich bin Saskia!

Ich bin Hundefotografin und 2-fach Hundemama von meinen beiden Australian Shepherd Hündinnen Maya und Polly.

Meine Leidenschaft sind Fotos und Videos von Mensch-Hund-Teams, die eine innige Bindung haben.

Im Blog teile ich spannende Tipps, inspirierende Geschichten und Einblicke in meine Arbeit. Erfahrt, wie ihr die Bindung zu eurem Hund noch intensiver gestalten könnt und welche Möglichkeiten es gibt, diese Verbindung in hochwertigen Bildern und Produkten zu verewigen.

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